Der Stapellauf der „Prinz Eugen“ – Glanz und Katastrophe in Kiel
Am 22. August 1938 fand auf der Kieler Germaniawerft ein Ereignis statt, das die nationalsozialistische Propaganda als festlichen Höhepunkt inszenierte: der Stapellauf des schweren Kreuzers Prinz Eugen. Das Schiff war nach dem habsburgischen Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen benannt, die Taufpatin war Prinzessin Hilda von Luxemburg. Auch Adolf Hitler und zahlreiche hohe NS-Funktionäre nahmen teil, um das Prestigeprojekt der Kriegsmarine feierlich in Szene zu setzen.
Doch der feierliche Akt wurde von einem tragischen Unglück überschattet. Als der fast 19.000 Tonnen schwere Kreuzer vom Helgen ins Wasser glitt, erzeugte die Wucht einen enormen Wellenschlag. Der nahe liegende Schlepper Wal kenterte, über 80 Menschen – meist Besatzungsmitglieder und Hafenarbeiter – kamen dabei ums Leben. Viele weitere wurden verletzt. Zeitgenössische Augenzeugen sprachen sogar von noch höheren Opferzahlen, doch die NS-Behörden hielten sich mit genauen Angaben zurück. Der Vorfall passte nicht zum gewünschten Bild eines „glanzvollen“ Stapellaufs und wurde in der Presse kaum erwähnt.
Als wäre das nicht genug, konnte die Prinz Eugen nach dem Ablaufen nicht rechtzeitig abgebremst werden. Der Kreuzer trieb unkontrolliert weiter und rammte die gegenüberliegende Kaimauer am Kieler Hindenburgufer. Auch wenn der Schaden repariert werden konnte, war der Vorfall für die Werft blamabel – ein Symbolschiff der Kriegsmarine verursachte schon bei seiner Taufe einen Zwischenfall.
Wir zeigen dazu Originalfotos vom Stapellauf in Kiel sowie ein seltenes Privatfoto der Prinz Eugen, wie sie nach dem Aufprall in der Kaimauer liegt. Diese Aufnahmen dokumentieren eindrucksvoll die Dramatik des Tages und sind ein einzigartiges Zeugnis der Ereignisse, die von offizieller Seite lange verschwiegen wurden.
So blieb von diesem Tag in Kiel ein zwiespältiges Bild zurück: Einerseits der propagandistisch ausgeschmückte Stapellauf eines Prestigeprojekts der Kriegsmarine, andererseits eine der schwersten Katastrophen in der deutschen Schiffbaugeschichte, die mit Dutzenden Toten verbunden war und in der öffentlichen Darstellung kaum Erwähnung fand.
Die Prinz Eugen selbst sollte später noch eine militärische Rolle spielen – etwa beim Unternehmen „Rheinübung“ an der Seite der Bismarck. Doch ihr Stapellauf in Kiel 1938 bleibt bis heute ein Beispiel dafür, wie Triumph und Tragödie eng beieinanderliegen können.
Technische Daten der Prinz Eugen
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Schiffstyp: Schwerer Kreuzer der Admiral-Hipper-Klasse
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Stapellauf: 22. August 1938, Kiel (Germaniawerft)
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Indienststellung: 1. August 1940
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Verdrängung: ca. 18.750 t (standard), bis zu 20.300 t (voll beladen)
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Länge: 212,5 m
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Breite: 21,7 m
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Tiefgang: 7,2 m
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Besatzung: ca. 1.380 Mann
Bewaffnung bei Indienststellung
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8 × 20,3 cm SK C/34 (in 4 Zwillingstürmen)
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12 × 10,5 cm Flak L/65
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12 × 3,7 cm Flak
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28 × 2 cm Flak
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12 Torpedorohre (60 cm)
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Bordflugzeuge: 3 × Arado Ar 196
Weitere Details zur Einsatzgeschichte und zum Nachkriegs-Schicksal der Prinz Eugen folgen in einem gesonderten Beitrag.