Gerhard Garms – PK-Mann, Kriegsfotograf und Nordmark-Film in Kiel

Wer war Gerhard Garms?

Wer sich mit der Film- und Fotogeschichte Kiels beschäftigt, stößt unweigerlich auf den Namen Gerhard Garms (1916–1998). Er war Bildberichterstatter der Propagandakompanien im Zweiten Weltkrieg und übernahm nach 1945 die von seinem Vater gegründete Nordmark-Film. Von Kiel aus prägte er über Jahrzehnte das Bildgedächtnis der Region.

Nordmark-Film in Kiel

Die Firma Nordmark-Film hatte ihren Sitz am Jägersberg in Kiel. Dort entstanden Labors, Schnittplätze und Vorführräume – ein fester Ankerpunkt der regionalen Filmproduktion. Nach dem Krieg führte Gerhard Garms den Betrieb weiter und produzierte Industrie-, Werbe- und Dokumentarfilme für Auftraggeber in Schleswig-Holstein und Norddeutschland.

Exklusive Aufnahmen in der Nachkriegszeit

Bemerkenswert ist, dass Garms direkt nach Kriegsende – beziehungsweise nach seiner Heimkehr – von den britischen Besatzungsbehörden die alleinige Genehmigung erhielt, in Kiel und Umgebung Film- und Fotoaufnahmen zu machen. Er dokumentierte das Leben in der zerstörten Stadt, den Wiederaufbau und das Zusammenleben mit den britischen Soldaten. Viele dieser Bilder sind heute zentrale Zeugnisse der Nachkriegsjahre.

Bildsprache und Kontinuität

Auffällig ist die stilistische Konstanz seiner Arbeiten: Ob in der NS-Zeit, in der britischen Besatzungszeit oder später in der Bundesrepublik – die Bildsprache blieb unverkennbar „Garms“. Dieses einheitliche Stilgefühl zeigt sowohl seine persönliche Handschrift als auch die pragmatische Ausrichtung des Unternehmens.

Nachlass und Bedeutung

Die Filme und Fotos von Gerhard Garms sind bis heute überliefert, ein Teil davon liegt im Landesarchiv Schleswig-Holstein. Sein militärischer Fotonachlass aus der Kriegszeit wurde nach seinem Tod, wie von ihm gewünscht, an den Sammler Thomas Huss übergeben.

Veröffentlichungen und Erinnerungen

Gerhard Garms veröffentlichte selbst keine umfangreichen Einzelwerke, war aber mit Beiträgen und Erinnerungen in historischen Publikationen vertreten. Dazu gehören:
– „Die Briten in Schleswig-Holstein 1945–1949“ (mit Erinnerungsbeiträgen von Gerhard Garms, zusammen mit Kurt Jürgensen).
– „Persönliche Erinnerungen von Gerhard Garms“ im Sammelband „Filme erzählen Geschichte. Schleswig-Holstein im 20. Jahrhundert“ (Hrsg. Sebastian Lehmann).

Damit sind seine eigenen Erinnerungen ebenso wie seine filmische und fotografische Arbeit Teil der dokumentierten Regional- und Zeitgeschichte.

Lebensende

Gerhard Garms verstarb 1998 nach einem ereignisreichen Leben in Kiel.

Meine persönlichen Erinnerungen an Gerhard Garms

Es sind meine persönlichen Erinnerungen, die ich für erwähnenswert und erhaltenswert halte – gerade weil sie den Menschen Gerhard Garms in seiner besonderen Art widerspiegeln.

In den 1990er-Jahren stand ich über mehrere Jahre hinweg regelmäßig mit ihm in Kontakt – sowohl im Rahmen meiner militärhistorischen Forschungen als auch durch meine Sammelleidenschaft.

Viele unserer Begegnungen fanden in den alten Geschäftsräumen am Jägersberg statt – in einem Flachdachgebäude im Hinterhof, das bis unter die Decke mit Foto- und Filmutensilien sowie archivierten Aufnahmen gefüllt war. Die Einrichtung stammte noch aus den 1950er- und 1960er-Jahren und vermittelte ein Gefühl von nostalgischer Authentizität. Dort waren er und seine Frau auch nach dem Verkauf der Firma weiterhin tätig, allerdings nur noch verwaltend.

Ich erinnere ihn als einen sympathischen, zugewandten Menschen – groß und schlank, mit einem markanten Gesichtsausdruck, den man auch auf seinen Selbstporträts wiederfindet. Von ihm konnte ich mehrfach Fotos und Einzelstücke aus seiner PK-Zeit erwerben – stets käuflich, denn Geschenke machte er nicht. Das führte manchmal zu intensiven Verhandlungen, die jedoch immer von gegenseitigem Respekt geprägt waren. Für mich war es eine große Ehre, bereits zu seinen Lebzeiten Zugang zu Fotos und wichtigen Informationen zu erhalten – auch wenn ich ihn das lieber nicht spüren ließ.

Typisch für ihn war sein verschmitzter Hinweis, wenn er mir Stücke anbot, die nicht ganz in mein Sammelgebiet passten: „Dann sind später auch wieder militärische Sachen für dich dabei.“

Noch zu Lebzeiten bestimmte er, dass ich nach seinem Tod die verbliebenen militärischen Objekte aus seinem Besitz übernehmen sollte. Seine Frau hielt dieses Versprechen ein – selbstverständlich, ganz in seinem Sinne, auf Grundlage einer regulären Bezahlung.

Hinweis

Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er zeigt ausgewählte Stationen aus dem Leben von Gerhard Garms und verbindet diese mit meinen persönlichen Erinnerungen – besonders im Zusammenhang mit seinen Fotos, die für mich stets eine besondere Bedeutung hatten. Vieles wird für immer unerzählt bleiben, doch ich versuche trotzdem, so gut ich vermag, einen Teil lebendig zu halten.

Bildbeispiele, Firmenlogo und Ausblick

In diesem Beitrag zeigen wir einige Fotografien von Gerhard Garms sowie das historische Firmenlogo der Nordmark-Film. Darüber hinaus werden wir nach und nach weitere Materialien aus seinem Nachlass vorstellen, um ein vollständigeres Bild seines Schaffens und seiner Verbindung zu Kiel zu geben.

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