Die Deutsche Werke Kiel – Werk Friedrichsort
Von der Torpedoproduktion zur Panzertechnik
Entstehung und Funktion
Das Werk Friedrichsort der Deutsche Werke Kiel AG entstand in den 1920er Jahren als Zweigbetrieb der ehemaligen Kaiserlichen Werft. Während im Hauptwerk in Kiel-Gaarden Kriegsschiffe und U-Boote gebaut wurden, spezialisierte sich Friedrichsort auf die Produktion von Torpedos und Torpedorohren.
Besondere Bedeutung hatte die Fertigung des Torpedo-Typs G7a, dem Standardtorpedo der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg. Zusätzlich produzierte das Werk Torpedorohre für die U-Boot-Typen VII C und XXI. Damit war Friedrichsort ein zentraler Zulieferer für den U-Boot-Bau und spielte eine wichtige Rolle in der Seekriegsrüstung.
Arbeitsalltag und Belegschaft
Im Werk arbeiteten Fachkräfte, Hilfsarbeiter und – ab Kriegsbeginn – auch zahlreiche Zwangsarbeiter. Der Alltag war von Schichtbetrieb, hohem Fertigungsdruck und klaren Hierarchien geprägt.
Eine Arbeitsbescheinigung von 1945 dokumentiert beispielhaft die Tätigkeit eines Arbeiters über mehr als zehn Jahre bis zum Ende des Krieges. Solche Bescheinigungen dienten der Verwaltung und waren nach Kriegsende wichtige Nachweise gegenüber Behörden und Krankenkassen.
Weihnachtsheft 1939
Zum Weihnachtsfest 1939 erhielten die Beschäftigten ein Weihnachtsheft als Geschenk der Unternehmensleitung. Es enthielt Fotografien aus der Werftbibliothek, aus Werkhallen sowie Darstellungen von Kriegsschiffen wie dem schweren Kreuzer Blücher. Solche Hefte dienten der Bindung der Belegschaft und vermittelten ein Bild vom Betrieb und seinen Produkten.
Nachkriegszeit und neue Nutzung
Nach 1945 wurden die Deutschen Werke aufgelöst, Teile der Anlagen zerstört oder demontiert. In die Gebäude des Werkes Friedrichsort zog die Maschinenbau Kiel (MaK) ein.
MaK entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem wichtigen Hersteller von:
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Diesellokomotiven,
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Schiffs- und Industriemotoren,
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und militärischen Fahrzeugen.
Mit der Übernahme durch Krauss-Maffei und später der Eingliederung in Krauss-Maffei Wegmann (KMW) wurde Kiel zu einem bedeutenden Standort für die Fertigung gepanzerter Fahrzeuge. Hier entstanden u. a. Komponenten für den Leopard 1 und Leopard 2 Kampfpanzer.
Historische Einordnung
Das Werk Friedrichsort verdeutlicht die enge Verbindung von Industrie und Rüstung in Kiel über mehrere Jahrzehnte:
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Kernaufgabe war bis 1945 die Produktion von Torpedos und Torpedorohren, insbesondere des Typs G7a sowie der Torpedorohre für die U-Boot-Typen VII C und XXI.
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Damit gehörte Friedrichsort zu den Schlüsselbetrieben der deutschen Seekriegsrüstung.
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Nach dem Krieg nutzte MaK die Anlagen weiter und entwickelte sich zu einem führenden Hersteller im Lokomotiv- und Panzerbau.
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Bis heute ist Kiel durch die Nachfolgefirmen ein wichtiger Standort der deutschen Rüstungsindustrie.
Die erhaltene Backsteingebäude am Fördeufer erinnert bis heute sichtbar an die industrielle Vergangenheit des Stadtteils Friedrichsort.