Einweihung 1930: Das U-Boot-Ehrenmal in Möltenort als Ort der Erinnerung und des Abschieds
Das hier gezeigte, seltene Foto hält die feierliche Einweihung des U-Boot-Ehrenmals in Möltenort am 8. Juni 1930 fest. Gut erkennbar ist auf der Turmspitze der erste Adler von 1930, entworfen vom Bildhauer Fritz Schmoll genannt Eisenwerth. Vor dem 26 Meter hohen Turm hatten sich zahlreiche Menschen versammelt – Angehörige, Veteranen sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs setzten sich ehemalige U-Boot-Offiziere für die Errichtung eines Denkmals ein, das an die auf See gebliebenen Kameraden erinnern sollte. Die Umsetzung dieses Vorhabens zog sich über ein Jahrzehnt hin. Erst 1930 konnte das Ehrenmal seiner Bestimmung übergeben werden. Der Standort war bewusst gewählt: Errichtet wurde die Anlage auf den Fundamenten einer ehemaligen Küstenbatterie aus dem frühen 19. Jahrhundert, die nach dem Ersten Weltkrieg abgerissen werden musste. Sie liegt oberhalb des kleinen Fischerdorfes Möltenort am Eingang der Kieler Förde.
Für die Familien der gefallenen U-Bootfahrer gab es keine Gräber, an denen sie Blumen niederlegen oder Abschied nehmen konnten. Kein letzter Blick, keine Beerdigung. Die Boote mit ihren Besatzungen blieben in der Tiefe – ihr „nasses Grab“ lag in den weiten Meeren. Das Ehrenmal in Möltenort wurde deshalb zu einem besonderen Platz der Erinnerung. An einem der schönsten Punkte der Kieler Förde fanden Angehörige und Kameraden die Möglichkeit, gemeinsam zu trauern und den Gefallenen nahe zu sein.
Der Turm selbst wurde in Backsteinbauweise errichtet – robust, wetterfest und typisch norddeutsch. In späteren Bauabschnitten und Sanierungen kamen Sandsteinelemente hinzu, etwa für Stufen und Verblendungen, die dem Ehrenmal zusätzliche Akzente verliehen und das schlichte Backsteinmauerwerk auflockerten.
Der zur Einweihung angebrachte erste Adler war ein schlanker, stilisierter Seeadler aus Eisen mit Kupferüberzug, rund 4,6 Meter hoch bei einer Spannweite von 4,8 Metern. Schon 1938 wurde er durch einen neuen, wuchtigeren Adler ersetzt, der stärker der Ästhetik der NS-Zeit entsprach. Nach dem Krieg folgten weitere Veränderungen: 2001 entstand ein Bronzenachguss des 1938er Modells in der Bildgießerei Noack in Berlin, und 2013 wurde dieser in restaurierter Form wieder auf dem Turm montiert.
Die Aufgabe, die das Ehrenmal damals erhielt, erfüllt es bis heute. Es erinnert an die Gefallenen beider Weltkriege und macht deutlich, dass Krieg und Gewalt niemals ohne menschliche Verluste bleiben. Gerade darin liegt seine Daseinsberechtigung – heute vielleicht mehr denn je.